Manchmal fällt es mir unglaublich schwer, den Dingen die ich doch so gerne mache nachzugehen. Ich versacke bei einer Serie vor der Glotze und kann gefühlt einfach nicht aufhören, noch eine weitere Folge zu schauen. Oder ich trinke noch ein Glas Wein, obwohl ich mir vorgenommen hatte, dass es bei einem bleiben soll. Dazu rauche ich eine Zigarette – was ich grundsätzlich gar nicht mehr vorhabe. Danach ärgere ich mich: über die verschwendete Zeit, in der ich doch viel sinnvolleres hätte tun können, über das schlechte Gewissen nach der Zigarette und über den Kater, der sich am nächsten Tag einstellt. Das ist alles nichts wirklich Neues, im Gegenteil. Vor 10 Jahren war das mein wöchentlicher Kreislauf, mal mehr, mal weniger. Mittlerweile kann ich deutlich besser beeinflussen, was ich tatsächlich tun möchte und was nicht – habe einen besseren Draht zu mir selbst und nehme ihn auch Ernst. Aber manchmal falle ich in diese Trägheit zurück die daraus entsteht, nicht wirklich hinter meiner Entscheidung gestanden zu haben. Ich gebe dann die Fäden aus der Hand, als hätte ich keinen Einfluss auf mein Tun. Es ist, als wäre mir nicht bewusst, dass es meine Entscheidung ist, wenn auch eine passive. Jedoch kann ich das ändern, indem ich mir bewusst mache, dass ich das aktiv beeinflussen kann. Es gibt aber Tage, an denen fällt es mir ungemein schwer, mehr noch: Ich empfinde eine Trägheit, die sich über Tage hinzieht bis ich mich zusammen nehme und wieder beginne, aktiv etwas zu tun. Yoga kennt auch hierzu eine Antwort: das Konzept von Duhkha – eine Art zu Leiden entsteht aus den Guna. Die Guna sind die Fäden, mit denen wir durchzogen sind, sie beschreiben eine grundsätzliche Konstitution des Ichs. Es ist faszinierend, wie dieses Konzept zu meiner Situation passt, deshalb möchte ich es mir einmal genauer anschauen.
Ich komme nicht in Wallung, bin faul und müde. Kann durchaus jedem passieren, oder? Ist auch gar nicht schlimm, wir alle brauchen Erholung und sollten uns diese auch nehmen. Die immer mal wieder auftauchende Hitze des Sommers tut ihr übriges und wir sind erschöpft. Die Frage die ich mir dabei nur selber stelle ist: Erhole ich mich tatsächlich dabei, wenn ich die 5. Folge der Serie gucke? Komme ich wieder zu mehr Energie, nachdem ich zum 4. Glas Wein die Zigarette rauche? Wohl kaum. Mehr Energie als mir das Tun selbst aber raubt, tut es mein Kreislauf des schlechten Gewissens danach, indem ich immer wieder um mich selbst kreise und mich fertig mache. Außerdem habe ich den Eindruck, ich komme nicht wieder aus meinem Löchlein raus, denn je fauler ich werde desto fauler werde ich. Ist übrigens tatsächlich so, wissenschaftlich geprüft: Es ist wie eine Wendeltreppe in den Keller. Je weniger ich tue, desto weniger tue ich. Ganz normal also. Auch die indische Samkhya Philosophie – welche maßgeblichen Einfluss auf den Yoga von heute hatte, hat dazu bereits ihre Ideen gehabt. Darin spricht man von den 3 Gunas aus deren Ungleichgewicht unweigerlich Duhkha entsteht. Philosophie hin oder her – ich bin fasziniert von der Tatsache, dass so vieles, was wir heute wissenschaftlich nachweisen können schon damals bekannt war. Wir glauben an Wissenschaft, was großartig ist und uns weit gebracht hat – schließlich können wir heute mit einem Flugzeug ans andere Ende der Welt fliegen. Oder auf den Mond. Während wir dies erreichten, richtete man in Indien den Blick nach innen und beschäftigte sich mit der inneren Welt. Und auch wenn wir dazu gerne eine Studie hätten, weil wir es sonst für esoterischen Humbug halten, so beweisen sich hier die Systeme immer wieder selbst: Untersuchen wir die Theorien, kommen wir meist dahinter, dass das nicht nur Überlegungen sind, sondern Hand und Fuß hat. Genial!
Tamas, Rajas und Sattwa
Zurück zum Thema. Gunas sind also die 3 Qualitäten, aus denen sich unsere Psyche zusammen setzt: Rajas beschreibt die Leidenschaft und die damit verbundene Energie. Tamas meint die Trägheit und die Schwerfälligkeit, die damit zusammenhängt. Und dann gibt es Sattwa, was soviel wie Klarheit meint und eine innere Balance ausdrückt. Zu viel Tamas und zu viel Rajas führen unweigerlich zu duhkha: Dem Gefühl von Enge und Unfreiheit, was uns leiden lässt. Und wenn ich mir das so ansehe, macht das durchaus Sinn: Bei mir und meiner Grundkonstitution herrscht immer schon Tamas vor. Ich bin eher Träge und faul. Früher schlief ich bis in die Puppen, kam nur schwer aus dem Quark. Sowas wie Wandern oder Laufen anstatt zu fahren kam mir schlicht nicht in den Sinn. Wenn jemand etwas in der Art vorschlug, verstand ich absolut nicht, wieso. Eine Motivation konnte nur stattfinden, wenn ich kontinuierlich bei etwas blieb. Aber selbst das führte früher oder später zu einer Art Übermotivation, ich übertrieb es und musste danach ruhen, womit ich wieder bei Tamas ankam. Und selbstverständlich passiert mir das auch heute noch. Das ist auch völlig menschlich.
Einfluss durch Yoga
Yoga hilft uns dabei, mehr Sattwa in uns zu etablieren: Diese Klarheit des Geistes mit der auch Gelassenheit und Harmonie verbunden sind. Wir können die Anteile der Gunas zwar nicht einfach so verändern, aber wir können Einfluss auf sie nehmen. Und das tun wir, indem wir Yoga praktizieren. Und auch wenn hier nicht immer nur von der Praxis gesprochen wird, sondern auch von dem ganzheitlichen Weg, welcher auch mentale Faktoren mit einschließt, ist der physische Weg ein guter Anfang. Vor allem in der Kontinuität. Tue ich dies, verantwortungsbewusst und stetig, dann rückt auch alles andere an seinen Platz und ich fühle mich deutlich mehr in meiner eigenen Mitte. Ich habe mehr Kraft, um das zu tun, was ich wirklich tun möchte. Mehr Durchblick um zu erkennen, was ich brauche und mehr Stärke um meine eigenen Wünsche vor allem bei mir selbst durchzusetzen. Es fällt mir leichter zu erkennen, dass ich doch selbst entscheide wie viel Wein ich trinke und souverän bleibe, weil ich mich eben selbst ernst nehme. Tue ich das nicht, tut es eventuell auch niemand anderes. Das ist aber so wichtig für mich, denn nun habe ich einmal kennen gelernt wie es ist, wenn ich mich Kraftvoller, Vitaler und vor allem klarer fühle. Wenn all meine Verspannungen weicher werden und ich mich einfach mental sowie körperlich großartig fühle. Das macht offensichtlich ebenso süchtig wie einst das Nikotin.
Yoga-Stile für uns alle
Verschiedene Yoga-Stile gibt es für jeden einzigartigen Cocktail der Gunas in uns und dem, was wir gerade brauchen. Mir persönlich macht es so viel Spaß, anderes und neues auszuprobieren. Erst letzte Woche konnte ich mal in Strala-Yoga rein schnuppern: Eine ganz ruhige und leicht fließende Art, sich zu bewegen. Auch Yin Yoga ist tendenziell ruhiger, man verharrt länger in einer Position. Ich liebe Vinyasa – eine kraftvolle und dynamische Abfolge von Haltungen, die mit der Atmung verbunden werden. Je nachdem was wir gerade brauchen, können wir uns hier bedienen und das ist wunderbar. Es gibt Hot Yoga, was uns ins Schwitzen bringt, denn die Praxis findet in einem deutlich wärmeren Raum statt. Ashtanga Yoga für die richtig kraftvollen unter uns: Wir folgen einer festgelegten Sequenz, die körperlich sehr herausfordernd ist. Sogar Yoga on the beat ist eine Möglichkeit, Yogaübungen kraftvoll und rhythmisch zu Musik zu machen. Und dies sind nur einige Beispiele. Wenn Du einen Einblick haben möchtest, schau mal unter dem folgenden Link: https://www.fuckluckygohappy.de/die-10-wichtigsten-yoga-arten-so-findest-du-deinen-stil/ Hier findest Du eine Beschreibung zu 10 der größten Yoga Arten. Es ist für uns alle etwas dabei. Etwas, was wir grundsätzlich immer wieder praktizieren können, weil wir wissen, dass uns ein Stil besonders gut tut. Und auch Dynamischeres für mehr Aktivität und Feuer sowie Ruhigeres für mehr Frieden und Entspannung. So nehmen wir uns aus diesem bunten Blumenstrauß, was wir brauchen und können so unser Wohlbefinden stärken. Können die Gunas beeinflussen und uns so immer mehr in Richtung von Sattwa und Harmonie bewegen. Ich liebe diese Vielfalt und genau deshalb mache ich auch eine Ausbildung: Ich möchte die Wirkungen unbedingt anderen Menschen zeigen, die sich auch lange so fühlten wie ich: irgendwie antriebslos und ein wenig passiv. Hat man einmal kennen gelernt wie es sein kann, wie sich Gleichgewicht, Vertrauen, Zuversicht und Wissen um sich selbst anfühlt, kommt man immer wieder zurück,auch wenn es ganz menschlich und normal ist, dass man mal in alte Muster rutscht. Von ganz allein darf man locker lassen und wendet sich automatisch dann wieder dem zu, was einem so ein tolles Feeling gibt. Probier es aus 🙂
Pingback: Mudras und die Balance des Lebens - open your soul