Mudras und die Balance des Lebens

Ich halte meine Hände mit den Handflächen aneinander vor meinen Herzraum, mein Daumen liegt auf meinem Brustbein, ich senke den Blick und neige mein Kinn Richtung Fingerspitzen. Meine Yoga-Lehrerin sagt: „Bedanke Dich bei dir selbst“ und ich spüre, wie sehr mir diese Geste gefällt. Dies bewusst zu tun – in einer Geste der Dankbarkeit kurz inne zu halten und mir bewusst zu machen, dass ich etwas für mich selbst getan habe. Das finde ich total schön. Ich nehme eine Verbindung zu mir selbst auf. Spüre meine Daumenwurzel an meinem Brustbein, wie sich mein Brustkorb beim Atmen hebt und senkt und bemerke, wie bewusst ich mir selbst in diesem Augenblick bin. Das kommt im Alltag so selten vor, dass es mich ehrfürchtig und sogar ein wenig ergriffen fühle. Wunderschön. Mudras sind Gesten mit den Händen, die wir in unserer Yoga-Praxis oder in der Meditation einbauen und halten. Gängig ist es, die Yoga-Stunde in Anjali-Mudra – was wir alle als Haltung der Hände zum Gebet kennen, zu beginnen oder auch zum Ende sich selbst zu danken und sich zu verabschieden. Es gibt verschiedenste Handzeichen, die wir nutzen können. Doch was bringen denn diese Gesten überhaupt? Was bedeuten sie und weshalb tun wir das?

Energielenkung

Mudras sind Gesten mit den Händen, die grundsätzlich eine Form der Energielenkung darstellen. Wir alle haben schon mal von Fußreflexzonen-Massagen gehört und was diese bewirken kann. Denn verschiedene Bereiche am Fuß werden verschiedenen Organen und Körperregionen zugeordnet. Wie bei der Akupunktur oder der Akupressur werden hier durch das Drücken und massieren bestimmte Bereiche angesprochen und lindern so Schmerzen oder bringen die Verdauung in Schwung. Dies basiert auf der Grundlage, dass die Füße durch Nervenbahnen mit unseren Organen verbunden sind. Die Anregung körperlicher Punkte wird genutzt, um das zentrale Nervensystem zu stimulieren und z.B. die Hormonproduktion anzuregen.

Ähnlich ist es auch mit Mudras. Verschiedene Haltungen lenken Energien in bestimmte Richtungen, um so wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Die Finger stehen für die verschiedenen Elemente und sprechen unsere Chakren an. Zudem bringt das Halten von Mudras eine verbesserte Konzentration. Denn wir geben unserem Geist eine weitere Aufgabe, damit er weniger abzuschweifen droht. „Mudra“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet so etwas wie „Freude geben“. Das bereits angesprochene Anjali-Mudra ist vermutlich eines der Bekanntesten überhaupt. Es lässt uns eine Verbindung zu uns selbst aufbauen, richtet den Blick nach innen und wirkt ausgleichend. Genutzt wird es als Begrüßung mit den Worten „Namaste“, was dann so viel bedeutet wie: „Das Höchste in mir grüßt das Höchste in Dir“. Besonders großen Respekt drückt die Haltung dann aus, wenn wir unsere Hände auf der Höhe unseres Gesichtes halten, was wir auch zumeist durch unsere Yogapraxis kennen.

Das Siegel Vishnus

Ein weiteres bekanntes Mudra ist das Vishnu-Mudra. Wir kennen es durch Anuloma Viloma – die ausgleichende Wechselatmung. Das ist sehr passend, denn genau darum geht es sowohl bei diesem Mudra wie auch bei Vishnu selbst: Um das Gleichgewicht. Vishnu ist ein im Hinduismus sehr bekannter Gott, der Erhalter der Universums. Vishnu ist für das Gleichgewicht der Welt zuständig und steigt in verschiedenen Gestalten auf die Erde herab, um gegen Gefahren zu kämpfen und das Gleichgewicht wieder herzustellen, wenn die Welt droht aus der Balance zu geraten. Er ist Teil der Trimurti, was eine Art Dreifaltigkeit des Universums bedeutet. Es handelt sich um die 3 Götter, die das Universum bestimmen. Sie bestehen aus dem Schöpfer – Brahma, der für einen Neubeginn steht – aus dem Zerstörer namens Shiva und dem Erhalter Vishnu, der die Balance zwischen ihnen hält. Sie alle bedingen sich gegenseitig, vergleichbar mit unserer Natur. Erklärt wird hier oft das Prinzip der 3 Gunas als Grundlage – die Fäden mit denen alles in unserem Universum durchzogen ist. Tamas steht für die Dunkelheit und Trägheit und wird Shiva (Zerstörer)zugeschrieben. Rajas steht für Leidenschaft und Neubeginn und wird Brahma (Schöpfer) zugeordnet. Und somit steht Vishnu (Erhalter) für Sattva, die Klarheit und Harmonie. Vishnu sorgt für eine gerecht Ordnung im Universum.

Für das Siegel Vishnus – also das Vishnu Mudra – werden Zeige und Mittelfinger zur Handfläche gebeugt, während die restlichen Finger abgespreizt werden. Dabei stehen die Finger jeweils entweder für die Elemente oder für die Gunas, das Ego und das Göttliche.

DaumenBrahmanFeuer
ZeigefingerEgoLuft
MittelfingerTamas (Dunkelheit)Äther
RingfingerSattva (Klarheit)Erde
kleiner FingerRajas (Antrieb)Wasser

Somit kann man sagen, dass das Vishnu Mudra Ruhe und Beständigkeit symbolisiert, weil Luft und Äther sich vor der Erde, Feuer und Wasser verneigen oder auch weil das Ego und Tamas (Dunkelheit) sich vor Sattva und Brahman verneigen. Besonders in Verbindung mit der Wechselatmung handelt es sich hier um eine ausgleichende Geste. Durch diese Atemübung werden die Energiekanäle angesprochen und gereinigt, was uns zurück zu unserer energetischen Balance führen soll.

It’s all about Balance

Besonders in unserer heutigen und schnelllebigen Welt ist Balance – insbesondere die Innere – ein Must-Have, um sich nicht zu verlieren. Die tausenden Einflüsse und Reize von außen verwirren unseren Geist. Viele von uns verbringen viel Zeit vor dem Bildschirm, künstliches blaues Licht vernebelt unser Hirn und wir neigen dazu, dem Algorithmus des Internets zu folgen, ohne es zu bemerken. Unsere Energien wieder ins Gleichgewicht zu bringen, in uns hinein zu spüren und sich bewusst mit sich selbst auseinander zu setzen sind so wichtige wie auch interessante Themen, um sich nicht völlig in er digitalen Welt zu verlieren. Im Yoga habe ich einen Weg gefunden, der mich zurück zu mir selbst bringt. Zuvor war ich mir gar nicht darüber bewusst, dass das überhaupt nötig ist. Aber einmal davon profitiert ist es wie eine Sucht, ein tiefer Wunsch, wieder mehr innere Ruhe und Klarheit zu schaffen. Oftmals fühle ich mich von all dem Digitalen wie beduselt. Durch Yoga gleiche ich genau diesen Nebel wieder aus. Versteht mich bitte nicht falsch – es gibt so viele grandiose Möglichkeiten und Privilegien die unsere heutige Welt für uns bereit hält. Wir dürfen nur nicht vergessen, dass all das am Besten in Balance funktioniert.

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