2023 hat grade angefangen und ein ganzes Jahr voller neuer Möglichkeiten liegt vor uns. Hoffnungsfroh ist die Stimmung zu Beginn: Was wird passieren, was wird sich ändern? Auch ein wenig Angst schwingt sicherlich mit: Manches ist ungewiss und manch ein Ziel ist vielleicht hoch gesteckt. Wir fragen uns, was wir erreichen werden oder was sich ändern darf. Und viele von uns haben sich auch gefragt: Soll ich jetzt wieder Vorsätze aufschreiben, die ich dann nicht erfülle? Meist handelt es sich dabei um relativ strenge und auch hoch gegriffene Vorhaben, die wir ungefähr spätestens Mitte Januar wieder verwerfen. Wir möchten fitter, dünner, schöner werden – innen wie außen. Irgendwas soll verbessert werden, wenn es nicht der Körper ist dann kann man bestimmt an seinem Geist eine Verbesserung vornehmen. Das ist auch sicherlich nicht verkehrt. Aber ab Tag x gleich so vieles auf einmal umzustellen, funktioniert oft nicht. Zudem habe ich für mich festgestellt, dass ich oft versuche meine natürliche Dynamik zu ignorieren. Ich überlege mir neue Routinen, die ab jetzt jeden Tag gelten sollen. Und das kann durchaus an vielem Tagen fabelhaft sein und mich auch voran treiben. Fakt ist aber, dass ich auch mal eine Pause von meinen Routinen brauchen könnte, dass ich auch mal einen Tag „gar nichts“ brauche, an dem ich mich erhole und alles los lasse. Was ich also für 2023 integrieren möchte ist Selbstbewusstsein – ein Bewusstsein für mich Selbst. Was möchte ich dafür tun, was soll es beinhalten und was soll das überhaupt bedeuten?
Pflicht vs. Trotz
Das neue Jahr hat begonnen, für mich dieses mal ganz ruhig und entspannt. Ich habe Mitternacht noch miterlebt und aus dem Fenster vielfaches Feuerwerk angesehen, um kurz darauf ins Bett zu gehen. Am 1.1. mal frisch, munter und erholt aufzuwachen, hatte auf jeden Fall auch seinen Charme. Mittags bin ich dann für den Rest des Tages in eine Therme gefahren, um dort anstelle des Silvesterabends mal den 1.1. zu feiern und richtig zu genießen: Ruhig und entspannt in der Sauna oder in einem Schwimmbecken hockend. Dabei habe ich darüber philosophiert, wie ich das neue Jahr sonst noch für mich gestalten will und bin dabei immer wieder darauf gekommen, dass doch alles bei mir selbst beginnt. Oft bin ich im Außen und suche nach Dingen, die ich zu erledigen habe und die ich tun muss. Mal sind das Tasks wie kochen oder einkaufen und mal sind sie viel diffuser. Etwa eine Art Hab Acht Stellung – falls jemand was von mir will. Oft ist es nur ein Gefühl oder eine Sorge für die Zukunft: Was ist, wenn… Dann muss ich… Ich überlege still und heimlich, was man von mir erwarten könnte. Was ich tun muss, um gemocht zu werden. Am Verrücktesten daran ist, dass ich mich damit zwar selbst geißle und auch immer mal wieder mit diesen Müssens beschäftigt bin, aber schlussendlich gar nicht unbedingt danach handele. Ich mache mir aber gerne selbst einen fertig und gehe schon mal jedes Szenario durch. Und weil ich mich dann im Vorfeld durch mich selbst schon zu etwas so dermaßen verpflichtet fühle, mache ich bei dem, was heute wirklich eintritt schon mal aus Prinzip das genaue Gegenteil und denke trotzig: Ich muss gar nichts.
Verbunden mit mir selbst
Eine freie Entscheidung ist das also nicht wirklich, oder? Zwischen „ich muss, aber ich muss gar nichts“ liegt also irgendwie nur der Trotz als Entscheidungsgrundlage und das finde ich jetzt mal für 2023 einfach überholt. Eine neue Strategie muss her und ich komme dabei immer wieder auf das Wort: Bewusstsein. Bewusstsein in dem jeweiligen Moment. Mir zu erlauben, wirklich in mich rein zu fühlen im jeweiligen Augenblick. Eine Verbindung zu mir selbst aufzubauen und aufrecht zu erhalten und danach zu entscheiden, was ich tue. Also mir selbst bewusst zu sein. Bei mir zu bleiben. Die Idee gefällt mir, also nehme ich die einzelnen Komponenten des Wortes auseinander:
Sich selbst bewusst
Selbstbewusstsein wird oft mir Selbstsicherheit oder Selbstvertrauen gleichgesetzt. So ganz stimmt das aber nicht, denn es geht zwar alles in die gleiche Richtung und sicherlich folgt auch eine gewisse Sicherheit auf das Bewusstsein. Aber eigentlich bedeutet Selbstbewusstsein doch nur, dass ich mich selbst kenne. Dass ich weiß, wie ich bin und was ich brauche. Und dass ich vielleicht in der Welt da draußen auch zu mir stehe und nach diesem Bewusstsein handle. Dass ich offen damit umgehe, wie ich bin und was ich brauche. Und dass ich versuche, für mich selbst einzustehen. Und das wirkt auf andere bestimmt Selbstsicher.
Fakt ist aber, dass ich im Alltag oft alten Mustern folge und so vielleicht die Verbindung verliere:
Aus Angst nicht gemocht zu werden oder weil ich mich durch etwas verletzt fühle oder wütend bin. Man will anderen Menschen gefallen, man will anerkannt werden, seinen Job gut machen. Man will nicht verletzt werden und so seine verletzliche Seite bloß nicht zeigen. Aus Angst abgelehnt zu werden tun wir Menschen so einiges, was gar nicht wirklich selbstbewusst ist. Das Bewusstsein liegt eher im Außen, im Umfeld. Wie können wir also achtsam mit uns sein? Wie können wir diese Verbindung aktiv suchen und aufrecht erhalten?
Frage Dich einmal:
- Wann und wo fühle ich mich gut mit mir selbst connectet?
- Wo kann ich bewusste Pausen einbauen?
- Wie beginne ich meinen Tag?
- Wie beende ich meinen Tag?
- Was tue ich von Haus aus ganz selbstverständlich bewusst?
- Wann nehme ich bewusst eine Verbindung auf?
- Wo kann ich diese Verbindung stärken?
Um schon zu Beginn des Tages ein schönes Bewusstsein zu etablieren, kann eine Morgenroutine hilfreich sein. Was immer Dir hilft, dich mit Dir selbst zu verbinden kannst Du machen und wenn du nur 5 Minuten lang deinen Kaffee oder Tee ganz bewusst Schluck für Schluck genießt. Du kannst Dich stretchen und so eine Verbindung zu dir auch über Deinen Körper aufbauen. Du kannst meditieren oder ein paar stärkende Affirmation aufschreiben und diese achtsam für Dich sagen. Du kannst journaln und die für den Tag überlegen, wie du für den Tag immer mal wieder bei dir selbst einchecken kannst.
Um auch im Alltag zwischendurch bei sich selbst anzukommen und sich bewusst zu bleiben, kann ein kleines Mantra helfen. Einen kleinen Abstand zu schaffen zwischen sich und der Situation. Die Fingerübung „Frieden beginnt bei mir“ habe ich schon einmal beschrieben (den Artikel findest du hier). Dabei legst Du bei jedem Wort die Spitze eines Fingers an den Daumen. Du beginnst mit dem Zeigefinger und legst ihn an den Daumen, wenn Du sagst oder auch nur innerlich denkst: Frieden. Dann folgt der Mittelfinger zum Wort „beginnt“, der Ringfinger zu „bei“ und der kleine Finger für „mir“. Diese Übung soll Dir – wie der Inhalt schon sagt – Frieden schenken und die Möglichkeit geben, einen Augenblick inne zu halten bevor du reagierst. Dieser entstehende Raum des Innehaltens ist voller Möglichkeiten, um sich selbst bewusst wahrzunehmen. Die Worte kannst du individuell für dich anpassen, z. B. : „Ich bin mir bewusst“. 🙂
Und natürlich ist Yoga ein fabelhafter Weg, um Bewusstsein für sich selbst zu üben. Während der Praxis geht es darum, eine Verbindung mit sich selbst aufzubauen. Mal bei sich selbst anzukommen und sich selbst wahrzunehmen. Seinen Geist zu spüren und seinen Körper ebenso. Durch regelmäßiges praktizieren wird man sich selbst auch im Alltag bewusster – und sei es nur weil man die krumme Sitzhaltung am Schreibtisch wahrnimmt und sich aufrichtet. Oder bemerkt, dass man nicht vernünftig atmet und einmal bewusst ein und wieder ausatmet.
Schon solche kleinen Dinge können uns helfen, um uns besser mit uns selbst zu verbinden. Auch Um bewusster in den Tag zu starten. Um bewusster mit uns selbst umzugehen und dadurch am Ende des Tages zufriedener ins Bett zu gehen. Nicht zu viel auf einmal zu wollen ist ebenso wichtig. Zwischendurch auch mal alles loszulassen und bewusst einen Tag zu faulenzen und nichts zu tun bringt uns in die Balance. Wahrzunehmen, wann ich was brauche: Das ist die Kunst. Ich bin gespannt wie gut das im neuen Jahr funktioniert 🙂