Yogalehrerin sein – will ich das wirklich?

Ich gehe durch die Reihen des Yogastudios, sehe die Yogis auf ihren Matten und spreche weiter. Ich bin voll bei der Sache und bemerke: Läuft! Ich krieg es hin. Mehr als das, ich glaube ich mache das sogar ganz gut. Darüber freue ich mich unendlich – denn das wusste ich vorher nicht. Als ich den Wunsch verspürte, Yogalehrerin werden zu wollen, habe einem Gefühl vertraut. Der Hoffnung, dass ich genau das machen will, was diese wunderbare Yogalehrerin eines Sonntages da vorne gemacht hat: Sie gab eine so schöne Stunde, in der ich mich mit mir selbst so verbunden fühlte wie nie zuvor. Und genau das wollte ich: Solche Gefühle weiter geben. Ob diese Rolle aber tatsächlich zu mir passt, wusste ich damals noch nicht. Und ich gestehe, auf dem Weg der Umsetzung geriet ich ins stolpern…

Rückblick Anfang 2023: Die Yogalehrer-Ausbildung ist vorbei. Ich freue mich unendlich, bin stolz wie Oskar und kann endlich loslegen. Das wollte ich so gern und hatte es schon die ganze Zeit kommuniziert: Ich will das nutzen – nicht nur für mich. Ich will unterrichten, mehr daraus machen. Und jetzt ist es soweit. Doch wo fange ich an? Wie werde ich denn jetzt Lehrerin?

Uns wurde in der Ausbildung generell geraten, erst einmal ein wenig zu üben. An Freunden und Familie. Ja, ich verstehe das und es macht durchaus Sinn. Aber….Hmpf…ich will nicht nur üben. Ich will losgehen, will Lehrerin sein. Und zwar für alle, die Schüler sein wollen. Nicht für Familienmitglieder, die ich dazu zwingen muss, mir einen Gefallen zu tun. Ich frage im Studio nach einem festen Kurs – leider sind aber keine Kapazitäten frei. Aber Vertretungen, die könne ich gerne übernehmen. Cool!

Ich überlege weiter, wo ich anfangen soll, um richtige Lehrerin werden zu können. Ich bekomme sogar über Ecken ein Angebot: Ich kann über einen Verein einmal die Woche in einer Turnhalle unterrichten. Aber leider klingt schon das Gespräch über mögliche neue Mitglieder, die sich dort anmelden wollen, so nervig, dass es mich abschreckt. Und ich entscheide: Wenn es kein „Hell Yes“ ist, ist es ein Nein. Ich werde wieder gefragt, ob ich nicht die Kinder in der Kita unterrichten möchte. Ein schöner Gedanke, aber mir fehlen die Skills. Ich bin keine Kinderyoga-Lehrerin. Zumindest noch nicht. Schade.

Ich merke, es gibt Optionen. Und das ist schon mal richtig gut! Aber ich kann mich nicht recht entscheiden, was ich nun anbieten möchte. Und ohne tatsächlich etwas zu tun, zerdenke ich es. Ich weiß nicht wo und wie ich unterrichten will. Kenne meine Zielgruppe nicht, will ich nicht eigentlich online was damit machen? Ich bin absolut verunsichert. Dann meldet sich der Kinderschutzbund bei mir. Sie haben mich auf Instagram gefunden und fänden mich so sympathisch, daher wollen sie mich für einen Workshop anfragen. Ich bin völlig geplättet, weine sogar und freue mich wie Bolle: Das Mach ich! Freudestrahlend sage ich zu. Bin davor natürlich ultra nervös, habe aber danach ein wundervolles Gefühl. Ich kann nicht fassen, dass ich damit Geld verdienen darf. Das macht doch so Spaß. Fühlt sich aber an wie Freizeit. Echt jetzt?

Es trudeln die ersten Vertretungen ein. Und ich nehme sie alle mit: plane, kreiere und baue Yogastunden – was mir enorm viel abverlangt. Ich brauche Ewigkeiten für die Vorbereitungen und dennoch: die erste Stunde ist zu kurz. Ich muss noch was einbauen, mir spontan was einfallen lassen. Es klappt, aber ich bin nicht zufrieden. Das will ich besser machen. Die nächste Stunde kommt und ich bin völlig erschöpft. Körperlich total unter Strom und vom Jetlag meines Urlaubs noch vollkommen erledigt. Zudem: nervös AF, weil ich ja jetzt nicht wieder zu lang oder zu kurz unterrichten will. Oh Gott, was mach ich hier eigentlich? Kann ich das überhaupt? Ich bin nicht sicher. Danach fühle ich mich zwar meist gut und es keimt Hoffnung auf, dass es vielleicht gar nicht schlecht war. Dafür kann ich aber noch nicht erkennen, ob ich das jetzt echt öfter machen will. Ich bin völlig verunsichert: Was, wenn das doch nichts für mich ist? Vielleicht ist das doch nicht das Richtige, wenn ich mich dabei so angestrengt und unsicher fühle? Es fordert mich heraus: ich muss vor Menschen sprechen – und das am besten auch noch ruhig. Wollte ich doch eigentlich nie wieder machen, hatte ich mir in der Uni damals geschworen! Ok, ist jetzt hier aber auch etwas vollkommen anderes. Auch das Thema und dass ich wirkliches Interesse habe, unterscheiden sich von meinem Studium. Ich glaube an Yoga, sehe etwas sinnvolles darin. Das lässt mich weiter machen.

Vor der 3. Vertretungsstunde drehe ich fast durch, weil ich so aufgeregt bin. Ein Gefühl, was ich gar nicht gut aushalten kann. Ich will es einfach nur loswerden. Je mehr ich das versuche, desto lauter wird es. Ich fange an, mich selbst verrückt zu machen. Mein innerer Kritiker gibt alles: „Nicht vorbereitet genug, nicht oft genug geübt. Nicht schlank genug für eine Yogalehrerin und generell kann ich jawohl mal gar nicht genug. Was glaube ich, wer ich bin? Die Menschen sollen sich wohl danach fühlen, was sie sicherlich nicht werden, wenn ich so eine unfassbare Unsicherheit ausstrahle.“ Stopp!!! Ich gebiete Einhalt. So wird das nichts. Ich setze mich auf meine Matte. Lege die Hände auf Bauch und Herz. Atme tief ein und aus. Ich rufe mir in Erinnerung warum ich das machen möchte:

Ich möchte den Menschen helfen, sich besser um sich selbst zu kümmern. Ich möchte, dass jeder wieder eine Verbindung zu sich und seinem Körper spürt. Dass sich jeder auch mal liebevoll sich selbst zuwendet. In meiner Yoga Klasse. Und ich möchte dieses wunderbare, klare, liebevolle Gefühl weitergeben, was sich bei mir selbst einstellt, wenn ich eine schöne Yogaklasse besucht habe. Ich möchte das in die Welt bringen, was ich hier auf der Matte gefunden habe.

Ich merke, wie sich meine Mundwinkel heben. Dann sage ich leise zu mir: Ich vertraue auf mich. Ich vertraue meinen Fähigkeiten und ich vertraue meinem eigenen Weg.

Ich fühle mich deutlich besser, als die ersten Schüler kommen. Zwar bin ich immer noch nervös, aber auf angemessene Weise. Eine Weise, die ich handeln kann. Die Stunde ist gut, ich bin konzentriert und völlig im Flow. Die Zeit ist passend. Und die ersten Rückmeldungen sind positiv. Meine Schüler bedanken sich und sagen, dass es ihnen gut getan habe. Ich bin unendlich stolz und es macht sich ein wunderschönes Gefühl in meinem Herzen breit. Ich glaub, ich kann das. Ich glaube, das kann richtig gut werden, mit richtig viel Liebe. Und ich glaube, ich will das wirklich sein. Diese Yogalehrerin.

Heute: Was soll ich sagen? Ich habe den ersten Wachstumsschmerz überwunden, denn genau das war es wohl. Ich habe erkannt, dass ich mich in dieser Rolle auch erst einmal zurecht finden darf. Und das dauert eine Weile und bedarf der Umsetzung. Ich lerne auszuhalten, dass etwas neues zu Anfang auch mal schwierig ist. Ich bin froh, dass ich trotzdem weiter gegangen bin, auch als ich gar nicht wusste, ob ich das will. Ich bin auch jetzt – nach so einigen gelehrten Yoga-Stunden immer noch nervös – mal mehr mal weniger, habe aber bemerkt, dass genau das die Stunden richtig gut werden lässt. Heute war so eine richtig gute Stunde. Wo die Energie der Yogis matcht, wir uns in der Zusammenkunft irgendwie richtig gut fühlen und so eine schöne Harmonie zwischen Schüler*in und Lehrer*in entsteht. Und es am Ende Schüler*innen gibt, die es so richtig gefühlt haben. Denen es richtig gut getan hat, die sich total freuen und auch kurz vor dem gehen noch einmal Danke sagen, weil es ihnen so gut gefallen habe. Was ich nur zurück geben kann, denn erst durch ihr Vertrauen und ihre Offenheit konnte ich mich selbst so richtig gut als Lehrerin einbringen und ebenfalls Vertrauen. Ich liebe genau das: diese Verbindung zwischen uns. Solche Augenblicke und Rückmeldungen sind für mich Gold wert. Dann habe ich das Gefühl von Verbundenheit und Sinnhaftigkeit. Und weiß: Ja, hier bin ich richtig.

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