Warum Yoga dich so akzeptiert, wie du bist

Sie ist wunderschön. Grazil und elegant fließt sie durch die verschiedenen Yogaposen. Ihre Haut schimmert golden, sie sieht nicht einmal angestrengt aus. Ihre Darbietung erinnert dich mehr an Ballett als an Yoga. Du ziehst die Stirn kraus, während du staunend den feinen Bewegungen der Yogini auf deinem Handydisplay folgst. Yoga wolltest du auch schon immer mal machen. Es soll so hilfreich für den Körper sein, dem Geist so gut tun. Aber das, was du da gerade siehst, das kannst du nicht. Du bist weder so biegsam noch so dünn. Ganz zu schweigen davon, wie du wohl dabei aussehen würdest. Bei dir sähe das Ganze sicherlich eher nach harter Arbeit aus als nach dem Genuss, den es ihr anscheinend bereitet. Und außerdem bist du viel zu alt, deine Gelenke knacken und dein Knie schmerzt. Nee, Yoga ist wohl nichts für dich. Eher für die Jungen und Schönen. Und so versuchst du es lieber gar nicht erst.

Hast du auch schon einmal ein Video gesehen, das ähnlich bezaubernd inszeniert war, wie das Beschriebene? Und dadurch einen Eindruck von Yoga gewonnen, der von der yogischen Philosophie wohl nicht entfernter sein könnte? Uns wird hier, in unserer konsumgesteuerten Welt, eben immer etwas verkauft. So entsteht vielleicht der Eindruck, dass Yoga dazu dient, gertenschlank und bezaubernd auszusehen. Aber auch wenn du zuvor noch nicht so wunderschön und zart aussiehst, sollst du erst einmal etwas kaufen, was dein äußeres Erscheinungsbild dem Gezeigten näher bringt. Noch eine Diät, noch eine Creme. Und wenn das alles nichts bringt, gibt es ja noch die Filter, die du so zumindest auf Social Media nutzen kannst, um dich auszubessern.

Hashtag: noFilter

Ich versuche, mich selbst immer wieder ganz ohne Filter zu filmen. Mich ohne Schminke auf Instagram zu zeigen. Es fällt mir zwar zunehmend leichter, trotzdem ist das Vergleichen allgegenwärtig. Und je nachdem, wie ich mich fühle, greife ich vielleicht doch zu einem Filter für die Story. Aus Angst, mit den schönen Influencern nicht mithalten zu können. Denn seien wir mal ehrlich: Schönes guckt man sich doch auch einfach gerne an, oder?

Vor allem im Yoga- und Wellnessbereich fällt mir das aber so oft auf: Geworben wird mit „gelenkig, schlank und wunderschön.“ Ein Teint wie ein Babypopo, keine Falte, keine körperlichen Einschränkungen. Das sieht vielleicht hübsch und grazil aus, hat aber mit der Realität wenig zu tun. Wir echten Menschen haben unterschiedliche Körper, eine unterschiedliche Anatomie. Wir sehen verschieden aus und uns tut vielleicht auch mal etwas weh. Wir haben vielfältige Leben und Inhalte. Alles ist individuell.

Bedenken und Ängste

Yoga ist eigentlich dazu da, dich dir selbst näher zu bringen. Aber Bedenken und Ängste gewinnen insbesondere durch die Medien schnell die Oberhand. So viele Frauen denken, sie seien nicht schlank, jung oder gelenkig genug, um Yoga auszuprobieren.

Dabei ist genau das doch paradox, denn Yoga führt dich erst zu mehr körperlichem Bewusstsein, Flexibilität und Stärke. Natürlich sind auch körperliche Benefits toll, insbesondere weil so viele von uns ihren Körper heutzutage so wenig nutzen (müssen). Diese Benefits kannst du mit Yoga auf- und ausbauen – sie müssen nicht bereits vorhanden sein. Mit der Zeit fühlst du dich besser in deiner Haut. Aber das hat nichts mit Äußerlichkeiten zu tun und du musst dafür auch nicht schlanker werden oder gar sein. Du darfst in jeder Form Yoga machen, was mich zum ersten Grundsatz und damit auch zu den weiteren Grundsätzen bringt:

Grundsätze in (meinen) Yogaklassen

  1. Wir beginnen da, wo wir sind, genau so wie wir sind! Das bedeutet, sowohl körperlich als auch geistig darfst du mit Yoga beginnen, wo immer du dich gerade befindest. Wie auch immer du dich fühlst! Du bist willkommen mit allem, was du hast und bist.
  2. Nein, wir atmen Schmerzen nicht weg! Du darfst freundlich zu dir und deinem Körper sein. Und wenn du bemerkst, dass sich etwas ganz und gar nicht gut anfühlt, dann lass es sein. Zwing dich da bitte nicht rein! Wohlwollen mit dir selbst ist so viel wichtiger als Leistungsdruck.
  3. Du nimmst dir eine Pause, wann immer du sie brauchst! Erlaube dir Pausen, wann immer du sie benötigst. Dein Körper und dein Geist werden es dir danken.

Yoga bedeutet „die Bewegung zu einem Punkt, der zuvor unerreichbar war“. Das kann sowohl geistig als auch körperlich oder seelisch interpretiert werden. Vielleicht wirst du auf dem Weg flexibler, kannst dich leichter und möglicherweise auch eleganter bewegen, vielleicht fühlst du dich jünger und schlanker – was natürlich toll ist! Vielleicht ist das aber auf dieser Reise bald gar nicht mehr das Wichtigste.

Die Grundsätze habe ich mir übrigens nicht selbst ausgedacht, sondern von T.K.V. Desikachar übernommen.

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