Warum ich zu empfindlich und selber Schuld bin

„Kann ich nicht lieber Kaffee haben?“, denke ich und kann mich grade noch bremsen es auszusprechen. Heißt ja nicht Kaffee – sondern Kakao-Zeremonie. Trotzdem wünsche ich mir grade Cappuccino und bin noch dazu generell skeptisch:

Die Yogalehrerin mit ihrer zarten Stimme steckt mir zu tief im Spirituellen und ich kann da grade nichts mit anfangen. Als ein Mann zur Eröffnung der Zeremonie in eine Muschel bläst und ein seltsamer Ton raus kommt, hebe ich innerlich eine Augenbraue. Was soll dass denn sein? Nee, ist mir grad alles ein bisschen zu viel. Zu esoterisch….

Ich fühle gerade Ablehnung gegen das alles, die mich selbst überrascht. Was ist denn los? Um mich auf den Tag einzulassen, müsste ich erst mal aufhören, zu bewerten. Das weiß ich. Kann ich aber grade nicht. Jedenfalls nicht sofort.

Denn dazu müsste ich die Mauer um mich herum runter lassen und meiner Verletzlichkeit Raum geben. Aber dann würden mich Gefühle überschwemmen und ich müsste bestimmt heulen. Und das kann ich grad nicht.

Und es ist mir auch gar nicht bewusst – das erkenne ich erst hinterher. Ich weiß zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, warum ich mich so fühle. Warum ich so verschlossen bin.

Aber seitdem ich in Deutschland bin, ziehe ich wieder diese Mauern hoch. Weil hier so verdammt viel geurteilt wird. Weil der verdammte Stress alle um mich herum härter sein lässt. Weil der scharfe Ton hierzulande mich leichter verletzt. Und weil ich das nicht gut aushalten kann, mauere ich um das alles nicht so sehr fühlen zu müssen.

„Du bist aber empfindlich.“
„Das bist du selbst schuld.“
„Stell dich nicht so an.“

Wegen solcher Sätze mache ich das! Ich kenne die aus meiner Kindheit aber sie treffen mich auch heute noch. Dazu so ein scharfer Tonfall.

Und diese Sätze habe ich auch in den letzten Wochen gehört:

Ich bin empfindlich, weil mir Asche ins Gesicht weht und ich darum bitte, den Aschenbecher woanders hin zu stellen.

Ich bin selbst schuld, weil ich nach einer Bitte, der ich nach gekommen bin sage. „Oh nächstes Mal muss ich sagen, dass ich das erst später machen möchte und jetzt lieber den Moment genießen will.“

Ich stelle mich an, weil ich sage, wie mich verurteilende Sätze verletzten.

Weil ich nicht mehr aushalten möchte, wie abwertend mit mir gesprochen wird „stimmt etwas mit mir nicht.“

Was ist das schlimmste? Ich sage nichts. Und lächle es weg. Aber ich spüre wie ich die Zähne immer mehr zusammen beiße, die Schultern angespannt sind. Ich schmecke das Bittere in meinen „witzigen“ Worten, die versuchen zu relativieren, was mich eigentlich sehr trifft.

All das führt zu dieser Ablehnung und dass ich selbst beginne, zu Urteilen. Und ich weiß: wenn ich jetzt damit aufhöre und mich darauf einlasse, kommt am Ende was Schönes dabei raus.

Schon in meiner Yoga-Ausbildung wurde ich damit konfrontiert: alles Ungewohnte will ich erst mal nicht. Räucherstäbchen? „Nee, das ist nichts für mich.“ Heute bringt mich allein schon der Geruch runter.

Om singen? Ist seltsam und mir zu spirituell. Heute singe ich am lautesten.

Aber dazu musste ich über dieses Gefühl hinaus gehen. Etwas annehmen, was mir fremd war – auch meine eigene Verletzlichkeit. Und das ist schwer.

Besonders wenn man es nicht gewohnt ist. Aber gerade das, was vielleicht am meisten Angst macht, braucht man auch am meisten.

Beim Yogafestival konnte ich mich dann doch noch daran erinnern. Gott sei dank. Und als ich die Worte der Yogalehrerin rein ließ, wurde alles irgendwie leichter. Plötzlich hatte ich Tränen in den Augen, meine Schultern sanken und ich war dankbar, mal wieder da zu sein. Echter. Ich.

Genau das ist es. Das, warum ich mich in Yoga und alles was damit einhergeht, verliebt habe. Alls zulassen, durchfließen, da sein dürfen mit allem. Ich sein dürfen – erst mit der harten Schale, dann mit verletzlichem durchlässigen Herzen. Mich selbst spüren.

Diese beschissene Urteilsphilosophie und das Weglachen mal abzulegen und echt zu sein. Und dadurch ich. Das wünsche ich dir auch.

Ich bin sicher: die meisten kennen das: Das Gefühl dieser Ablehnung. So viele sagen „Yoga? Ist mir zu esoterisch“.

Ist total in Ordnung – dann geh vielleicht lieber in einen Gymnastikkurs, wenn Du es ernst meinst.

Aber wenn da nur die Angst aus Dir spricht. Wenn du Bock hast, dir mal selbst zu begegnen und dieses Limit, was du dir selbst gesetzt hast zu durchbrechen. Dich mal einzulassen und Dein hartes Gewand abzustreifen, dann probiere es gerne mal aus. Es lohnt sich!

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