„Warum habe ich wieder nichts gesagt?“ – Wie du dich abgrenzt und negative Gespräche schneller beendest

Wut durchströmt mich heiß vom Bauch aufwärts zur Brust: Wie konnte mir das schon wieder passieren? Wieso finde ich mich immer in solchen Situationen wider? Wieso sage ich nichts? Und vor allem: Wieso muss das hier – auf meiner geliebten Insel – ebenfalls so sein wie zuletzt im Job?

Hinterher ist man immer schlauer. Und irgendwie war auch nicht mein Tag. Von den Wahlergebnissen in Deutschland doch sehr mitgenommen, saß ich mit meinem Laptop im Cafe und versuchte mich zu konzentrieren. Als ich hoch blickte begegnete ich dem freundlichen Blick einer Frau. Ebenfalls lächelnd wandte ich mich wieder meinem Bildschirm zu, als sie plötzlich neben mit am Tisch stand und eine Unterhaltung begann: „How are u?“, startete es ganz zögerlich und ich wollte natürlich nicht unfreundlich sein und ging darauf ein. Konzentrieren konnte ich mich ja ohnehin nicht gut. Während zu Beginn es Gesprächs alles noch sehr nett und offen schien, begann die Frau mehr und mehr über all das zu sprechen, was ihr nicht so gut gefällt. Sie lebt auf Langkawi, hatte einige Insel-Tipps die sie kund tat und ich dachte zunächst, wie unglaublich nett das ist. Als eine wiederkehrende Reisende allerdings fiel mir auf, dass ein paar dieser Tipps leider gar nicht stimmten – was mir nicht auffallen und ich ihr natürlich glauben würde, wäre ich zum ersten Mal hier. Schnell kippte die Unterhaltung (oder besser: der Monolog) in ein zunehmend anstrengendes Gespräch, indem die Dame erzählte, was sie alles hasst: die Hitze, Mittags in der Hitze zu sein, das lokale Essen, das viele ungesunde Öl in besagtem Essen, dass alles scharf ist, die Dummheit vieler Touristen aus verschiedensten Gründen, den ganzen Müll auf der Insel und die Ignoranz der Menschen hier und generell die Medien und wie sie uns beeinflussen und nicht zu vergessen und die Faulheit der jungen Leute heutzutage. Und ich – freundlich und verständnisvoll wie ich bin – nickte zunächst freundlich, lächelte hier und da, drückte mein Verständnis aus. Schnell allerdings wurde mir klar, dass ich hier als Müllhalde der Beschwerden dieser Frau missbraucht werde und bemerkte, wie mich das Gespräch und seine Negativität runter zogen. Und trotzdem schaffte ich es nicht, es zu beenden. Ich wollte nicht unfreundlich sein, fühlte mich sowieso recht kraftlos und konnte mein Rückgrat akut nicht finden. Selbst durch sehr sanfte Versuche meinerseits, ein wenig einzulenken wie „Hm, i am not sure about that…“ oder „hm… i dont know….“, wurde es nicht besser, im Gegenteil: dadurch fühlte sich die Frau nur beordert, mir genauer zu erklären, warum sie all das so scheiße findet. Warum zur Hölle wohnt sie hier, wenn sie so unzufrieden ist??? Allerdings weiß ein Teil von mir: wenn die Unzufriedenheit aus dir heraus kommt, dann helfen auch keine äußeren Umstände. Wenn Dein Filter diese Welt zu betrachten aus Scheiße besteht, beginnt eine etwaige Veränderung nur in dir.

Was mich an dieser Situation jedoch mehr störte als diese Frau, war ich selbst. Ich schaffte es nicht raus, ließ es über mich ergehen, quälte mich durch das Gespräch. Erst als Markus kam, um zu fragen ob wir was essen fahren wollen, konnte ich (extrem erleichtert) aufstehen und gehen. Zurück in mir blieb aber ein Gefühl von „Ausgenutzt worden zu sein“ – für welches ich auch noch selbst mitverantwortlich war. Und das kenne ich doch so gut! Denn in jedem – wirklich jedem – Beruf meiner Vergangenheit, ob im Büro oder im Einzelhandel, gab es mindestens eine Person, die genau so war wie diese Frau. Die rücksichtslos ihren Scheiß bei anderen abladen, sich nur beschweren, nur meckern und alles negativ sehen. Die lästern und urteilen und andere Leute generell zu dumm finden und sowieso nie irgendwas verstehen, was nicht ihr eigenes Verhalten betrifft. Und ich hatte nicht nur einmal gedacht, ich würde diese Leute los, wenn ich kündige. Wurde ich nicht. Wie man sieht, wird man sie noch nicht mal dann los, wenn man das Land verlässt.

Es geht nur, wenn man Grenzen zieht und diese auch kommuniziert. Das weiß ich eigentlich auch schon länger, aber so ist das nun mal mit alten Verhaltensmustern: Man wird sie nicht so einfach los. Das weiß ich aus Erfahrung, denn ich habe schon viel geübt und beispielsweise zu Anfang meines letzten Jobs richtige Fortschritte erzieht: Ich blieb auf Abstand zu Gemotze, verschenkte nicht so leichtfertig mein Verständnis und mein Ohr und hab mich sogar zu sagen getraut: „Nein, da bin ich raus. Sorry!“ Klar fand das mein Gegenüber sicherlich nicht so liebreizend von mir aber der Unterschied war: Es war mich nicht so wichtig, weil ich irgendwie einen Abstand dazu gewonnen hatte und nicht unbedingt lieb gehabt werden musste von den Leuten, denen eh nichts gefällt. Zugegeben: Je länger ich da war, desto mehr fiel ich leider in alte Muster – vermutlich auch weil ich den Leuten trotzdem – auch räumlich – näher kam: manchmal waren wir nur zu zweit im Büro. Ausweichen war dann schwieriger.

Wie dem auch sei: Neue Verhaltensmuster benötigen eben Übung. Das weiß ich, trotzdem bin ich etwas sauer auf mich selbst, weil ich so extrem jemand Fremdes habe über meine Grenzen rennen lassen. Aber: Vermutlich hatte ich hier, in meinem Paradies auch am wenigsten damit gerechnet und kam deshalb überhaupt nicht darauf klar. So also noch einmal für mich selbst und auch für Dich, wenn du magst ein paar konkrete Tipps, wie man mit solchen Situationen umgehen kann und besser reagiert und kommuniziert:

1. Mach dir vorher klar, was deine Grenze ist

Bevor du ins Gespräch gehst, am besten aber einmal generell = definiere für dich: Wie lange bin ich bereit zuzuhören? Welche Art von Gesprächen möchte ich nicht mehr führen?

Sobald du selbst weißt, wo deine Grenze liegt, fällt es dir viel leichter, sie klar zu kommunizieren.

2. Nutze eine „Weiche, aber Bestimmte“-Formulierung

Anstatt direkt zu sagen: „Hör auf zu jammern, ich will das nicht mehr hören“, probiere etwas wie:

  • „Ich merke, dass mich das gerade zu sehr runterzieht, ich möchte das Thema wechseln.“
  • „Ich verstehe, dass dich das belastet, aber ich kann dir da gerade nicht weiterhelfen.“
    So bleibst du höflich, aber bestimmst trotzdem das Gespräch

→ überlege dir 1-2 solcher Sätze (mit Chat GPT z.B.) die du immer nutzen kannst, damit du immer vorberietet bist.

3. Zeitliche Begrenzung setzen

Wenn du merkst, dass jemand dich in ein endloses Klagelied verwickeln will, unterbrich früh mit etwas wie:

  • „Ich höre dir noch fünf Minuten zu, dann muss ich weiter.“
    Das gibt dir eine Exit-Strategie, ohne dass du dich schuldig fühlst.

4. Den Fokus aufs Positive lenken

Viele Leute merken nicht mal, dass sie nur jammern. Versuch das Gespräch bewusst umzulenken:

  • „Und was ist das Beste, was dir heute passiert ist?“
  • „Gibt es etwas, das du tun kannst, um die Situation zu verbessern?“
    Das signalisiert, dass du nicht endlos negative Gespräche führen möchtest.

5. Übe dich im Aushalten von kurzen Momenten der Stille

Wenn du immer direkt etwas Nettes sagst, um die Situation zu retten, fällt es schwer, eine Grenze zu setzen. Stattdessen: Lass nach deiner Aussage bewusst eine kleine Pause entstehen. Zum Beispiel:

  • „Ich merke, dass ich gerade nicht mehr die Energie habe, um darüber zu sprechen.“ (Pause)
    Die Stille sorgt dafür, dass dein Gegenüber merkt, dass es ernst gemeint ist

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